Mittwoch, 5. September 2007

Geokodierung von Fotos

Was ist das und was soll das?

Digitalfotos enthalten zusätzlich zu den Bilddaten weitere Metadaten wie das Aufnahmedatum, das Kameramodell und die Aufnahmeparameter (wie Blende und Belichtungszeit). So kann man in den Fotos auch die Orts- oder Geokoordinaten speichern, an denen das Foto aufgenommen wurde (man nennt den Vorgang auch Geotagging bzw. Geokodierung). Damit läßt sich der Aufnahmeort auf einer Karte darstellen. Somit eignen sich solche Fotos z.B. zur Dokumentation einer Wanderroute aber auch dem Standort von Pflanzen.

In diesem Artikel geht darum, wie man die Koordinaten am einfachsten mit seinen Fotos verknüpft und wie man sie hinterher auf einer Karte darstellt.

Wie funktioniert die Verknüpfung?

Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. Man benutzt einen Fotoapparat mit eingebautem GPS-Empfänger. Leider sind diese Geräte noch nicht weit verbreitet und wer will sich schon dafür extra eine neue Kamera zulegen. Einige (sehr teure) Handys wie das Nokia N95 haben GPS und eine Kamera eingebaut und verknüpfen die Fotos automatisch.
  2. Man kann die Koordinaten nachträglich manuell in die Fotos einfügen. Dafür gibt es einfache Programme, z.B. GPS-Photo von Locr, mit dem man den Standort einfach auf einer Karte markieren kann. Diese Verfahren bietet sich an, wenn man einzelne Fotos nachträglich geokodieren will, artet aber schnell in Arbeit aus, wenn man auf diese Weise ein ganzes Album kodieren muß.
  3. Man zeichnet während des Fotografierens kontinuierlich seine Position und den Zeitpunkt auf und verknüpft anschließend den gespeichert Pfad mit den Fotos über den Aufnahmezeitpunkt (der ja schon im Foto gespeichert ist). Im Folgenden werde ich dieses Verfahren genauer beschreiben.

Was braucht man?

Man braucht eine Digitalkamera und ein Gerät zum kontinuierlichen Aufzeichnen der Geokoordinaten.

Für die Aufzeichnung der Geokoordinaten benutze ich mein Handy (ein Nokia E65) und eine per Bluetooth gekoppelte GPS-Maus (LD-3W ebenfalls von Nokia, benutzt die gleichen Akkus und Ladegeräte wie das Handy). Einzelne Geräte haben gegenüber Kombigeräten den Vorteil, das man sie auch für andere Zwecke (wie Navigation usw.) benutzen und man sie unabhängig voneinander erneuern kann. Dafür muß man mehr mit sich rumschleppen und das Zusammenspiel klappt nicht immer perfekt.

Auf dem Handy muß man eine Software installieren, welche die Koordinaten der GPS-Maus kontinuierlich abfragt und auf dem Handy speichert. Ich benutze dafür ein Programm der c't-Redaktion, das auf fast allen modernen Handies laufen sollte. Man startet das Programm am Anfang der Fotosession und läßt es die ganze Zeit über laufen. Bei mir reichte der Akku vom Handy und der GPS-Maus für mehr als 6 Stunden kontinuierlicher Aufzeichnung.

Vom Handy muß man die gespeicherte Datei (*.nmea) mit den Koordinaten auf den PC kopieren können.

Inzwischen gibt es von Sony ein GPS-Gerät, das die Koordinaten kontinuierlich aufzeichnet und anschließend per Software mit Fotos verknüpft. Habe ich nicht getestet, ist aber vielleicht empfehlenswert wenn einem das Gefummel mit Handy und externer GPS-Maus zu kompliziert ist.

Wie verknüpfe ich Koordinaten und Fotos?

Für die Verknüpfung benutzt man am besten das Programm GPS-Photo von Locr. Es kann dort umsonst heruntergeladen werden.

locrGpsPhoto

Im Programm lädt man einmal die Fotos und die korrespondierenden GPS-Koordinaten (die *.nmea Datei vom Handy). Das war's auch schon. Das Programm verknüpft beides automatisch. Ein wenig aufpassen muß man mit der Zeitverschiebung. Die GPS-Koordinaten werden immer in der UTC-Zeit aufgezeichnet, also der Greenwich-Zeit (je nach Sommer oder Winterzeit -1/-2 Stunden) während der Fotoapparat seine lokale Zeit (also meistens MEZ) in die Fotos schreibt. Es lassen sich in dem Programm aber auch andere Zeitdifferenzen einstellen (falls die Uhr im Fotoapparat verstellt war).

Das Programm stellt die verknüpften Fotos auf der Karte dar. Damit kann man prima kontrollieren, ob alles glatt gegangen ist. Außerdem lassen sich in dem Programm manuelle Korrekturen vornehmen bzw. nicht verknüpfte Fotos nachträglich manuell verorten.

Als letzter Test bietet es sich an, die verküpften Fotos in Google Earth zu betrachten. Man sieht den aufgenommenen Pfad zusammen mit dem Markierungen für die Fotos. Besser geht es kaum. Gerade in hügeligem Gelände sieht das fantastisch aus und man kann seine Wanderung nochmal virtuell nachvollziehen.

Google Earth

Als letzter Schritt (wenn alles in perfekt ist) speichert man die Koordinaten in den Fotos.

Was macht man mit den geokodierten Fotos?

Da wie gesagt die Koordinaten direkt in den Fotos gespechert sind, kann man die Fotos nun beliebig weiterverarbeiten und weitergeben, ohne die Geokodierung zu verlieren.

Ein empfehlenswertes Programm zum Verwalten von Digitalbildern ist Googles Picasa. Man bekommt es z.B. als Teil des Google Packs (den Rest muß man nicht installieren) oder man kann es sich hier runterladen.


Die geokodierten Fotos lassen sich von Picasa aus in Google Earth darstellen. Außerdem kann man die Fotos in ein Picasa Webalbum hochladen. Dort hat man 1GB Speicherplatz für Fotos (sollte für mehrere 1000 reichen). Man kann den Link zum Album an Freunde senden oder die Fotos als Slideshow auf seine Webseite packen, so wie hier:

Außerdem (und das ist entscheidend hier) stellt das Picasa Webalbum geokoodierte Fotos automatisch auf einer Karte dar (es benutzt Google Maps, also die gleichen Karten wir Google Earth). Es ist also nicht nötig selbst eine Webseite zu basteln, wenn man anderen seine Fotos auf einer Karte zeigen will.

Hier ist ein Beispiel für ein Album mit Orchideen und Ihren Fundorten:

Picasa Screenshot

Alternativen

  • Statt des Locr GPS Photo Programms kann man die Freeware PhotoMapper von Copiks verwenden. Sie funtioniert ganz ähnlich, stellt die Fotos aber nicht mit Google Maps dar. Dafür unterstützt das Programm noch andere GPS Dateiformate.
  • Sony bietet einen GPS-Tracker komplett mit Software zur Verknüpfung mit Fotos an. Das spezialisierte Gerät läßt sich wahrscheinlich einfacher handhaben als die Kombination aus Handy/GPS-Maus und Handyprogramm. Dafür ist es nicht so flexibel und letztendlich teurer als eine reine GPS-Maus.

Links

Weitere geokodierte Fotoalben:

Update: Um die Fotos mit dem Picasa Webalbum auf der Karte zu sehen, muss man unbedingt die englische Oberfläche verwenden (bei der deutschen ist die Karte noch nicht verfügbar). Dazu hängt man am besten an das Ende der URL ein &hl=en an.